Blasorchester auf hohem Niveau
Langenhagen. „Ein Konzert aus den wunderbaren Klängen bekannter Filmmusik zu erarbeiten stellt eine große Herausforderung für das Orchester dar. Schließlich müssen wir es schaffen, allein durch die Musik die Filme in den Köpfen der Zuhörer abspielen zu lassen“, so hatte Gero Kretschmer, Trompeter und Geschäftsführer des Blasorchesters der Stadt Langenhagen vorab die Problematik des mutigen Konzepts umschrieben. Angesprochen war das traditionelle Jahreskonzert, das diesmal unter das Motto „100 Jahre Kino für die Ohren“ lief. Und Bürgermeister Mirko Heuer sinnierte kurz vor Veranstaltungsbeginn: „Ich als Filmfan bin schon wahnsinnig gespannt, wie dieser tolle Klangkörper die anspruchsvolle Aufgabe umsetzen wird, denn wir alle haben ja schließlich die Originalmusiken im Ohr.“ Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Das durchaus schwierige Vorhaben der Musiker wurde in überzeugender Manier gemeistert. Im neu renovierten Theatersaal ging ein grandioses Konzert über die Bühne, das den Ruf des Blasorchesters als musikalisches Aushängeschild der Flughafenstadt einmal mehr unterstrich. Und es grenzt schon an ein kleines Wunder, dass diese Gemeinschaft nicht nur seit Jahren auf hohem Niveau musiziert, sondern sich in Nuancen immer weiter verbessert. Hinter diesem „Wunder“ stecken nicht nur Engagement, Spielfreude und gute Ausbildung, sondern vor allem monatelange akribische Probenarbeit. Hier ist natürlich die Handschrift des musikalischen Leiters Harald Sandmann zu spüren. Er versteht es, auch bei langwierigsten Wiederholungen schwieriger Passagen Spannung und Konzentration hoch zu halten. Nur so entsteht ein scheinbar müheloses Musizieren. Im Konzert dirigierte Harald Sandmann präzise und mit großem musikalischem Atem. Gestartet wurde der Streifzug durch die Kinowelt in der Stummfilmzeit, „als die Bilder laufen lernten“. Da durfte der große Charles Chaplin natürlich nicht fehlen. Vor allem bekannt als großartiger Komiker und Regisseur, der als Tramp mit Stock und Melone Weltruhm erlangte. Dass er auch ein vorzüglicher Filmkomponist war ist längst nicht so bekannt. Aber bei Melodien wie „Smile“ und „Limelight“ hat man den einzigartigen Gang von Chaplin direkt vor Augen. In dem Streifen „Der Pate“, Originaltitel „The Godfather“, mit Marlon Brando und Al Pacino ist die Filmmusik von Nino Rota kaum vom spannenden Geschehen zu trennen. Mit „America“ präsentierte das Blasorchester das bekannteste Stück des Musicals „West Side Story“ von Leonard Bernstein. Von Enrico Morricone, wohl der größte italienische Soundtrack-Komponist, waren die populärsten Themen aus den Kultfilmen „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Zwei glorreiche Halunken“ hautnah zu hören. Tolle Musik gab es unter anderem auch mit den Ohrwürmern aus dem „Dschungelbuch“. „Es ist ein Geschenk, eine so außergewöhnliche Sängerin wie Corinna Fiedler im Orchester zu haben“ schrieb Harald Sandmann im Programmheft über seine Lieblingssolistin. In diesem Jahr brillierte sie mit dem bekannten Titel „Lass jetzt los“ aus dem Walt-Disney-Animationsfilm „Die Eiskönigin“ und dem legendären Song „Irgendwo auf der Welt“. Diesen von Richard Heymann komponierten Evergreen interpretierte Lilian Harvey 1932 im Film „Ein blonder Traum“. Als Moderatorin versorgte Melanie Vockeroth die Zuhörer locker mit vielen interessanten Informationen. Am Ende des Konzerts stürmischer Beifall des restlos zufriedenen Publikums im ausverkauften Theatersaal. Sehr gute Noten verdienten sich auch das professionell gemachte Programmheft und die perfekte Beleuchtungstechnik.